Schulunterricht in einer fremden Sprache? Für geflüchtete ukrainische Kinder ist der Unterricht in Deutschland oft eine Herausforderung. Der Landkreis Greiz hat deshalb ein Nachhilfe-Projekt gestartet.
“Meine Lieblingsfach sind Sport”, sagt Mika. Sozialarbeiterin Luiza Stoica schaut Mika an: “Denk nochmal nach”. Dann korrigiert sie den Siebenjährigen. Dennoch: Mika lebt erst seit zehn Monaten in Greiz; sein Deutsch ist gut zu verstehen. Es sei beachtlich, wie schnell viele der Kinder die Sprache gelernt haben.
So kommen die Grundschüler im regulären Unterricht mit, können sich viel schneller integrieren. Und sie können sogar ihren Eltern helfen. Denn Kinder lernten deutlich schneller als Erwachsene, so Stoica.
Landkreis sammelt Spenden
Genau das war die Intention von Landrätin Martina Schweinsburg (CDU), ein Sprach-Nachhilfe-Projekt zu fördern. Denn: Was nutzt die Schulpflicht, wenn die Kinder nichts verstehen? Gemeinsam mit dem DRK-Kreisverband Greiz ist sie deshalb auf Spendensammlung gegangen. “Die Unternehmer der Region waren schnell bereit, das Portemonnaie aufzumachen”, so die Landrätin. “Sie wollen die Ukrainer in der Region halten, weil sie die Eltern in ihren Firmen brauchen. Und die wiederum wollen ihre Kinder gut versorgt wissen.”
Drei Betreuerinnen arbeiten vor Ort
Fast täglich treffen sich die Grundschüler nach dem Unterricht noch einmal an der Greizer Lessingschule. Drei Betreuerinnen helfen dort bei den Hausaufgaben, übersetzen, wenn etwas im Unterricht nicht verstanden wurde oder hören einfach mal zu, wenn die Kleinen ihr Herz ausschütten.
“Die Kinder kommen aus Kriegsgebieten. Sie sind gestresst, wenn sie ankommen. Unsere Erfahrung ist, dass sie erst langsam zur Ruhe kommen, dann aber neugierig sind auf ihre neue Heimat und die anderen Kinder”, sagt Viktoria Chechelnitska.
Die zierliche blonde Frau gehört zu den drei Betreuerinnen, die sich um die 20 bis 25 Kinder kümmern. Sie sind beim DRK als geringfügig Beschäftigte angestellt. Ebenfalls finanziert durch Spenden. “Das alles hat den Landkreis keinen Cent gekostet”, betont die Landrätin immer wieder.
Betreuerin spricht fast nur Deutsch
Die Augen von Viktoria Chechelnitska strahlen. Schon zu Hause, in der Ukraine, hatte sie Ballettunterricht für Kinder gegeben. So fällt es ihr nicht schwer, hier in der Nachhilfe die Kinder zu betreuen. Sie weiß mit Lob zu fördern oder mehr Anstrengung zu fordern. Sie spricht fast nur Deutsch mit den Kindern. Auch Thüringer Traditionen werden vermittelt, es gibt eine Extraportion Heimatkunde. “Ohne Sprache geht es nicht!”, sagt Chechelnitska immer wieder.
Kinder freuen sich auf Ferien
Durch die geöffneten Fenster hört man lautes Kinderlachen vom Schulhof. Natürlich würden auch die ukrainischen Kinder jetzt lieber draußen spielen. Aber es herrscht Disziplin, zwei Stunden lang. Und das nach dem normalen Unterricht. Gegen 16 Uhr kommt ein Kleinbus des DRK und bringt die Kinder zurück zu ihren eigentlichen Schulen oder in den Hort.
Seit Oktober 2022 läuft das Nachhilfeprojekt. Noch sind genügend Spendengelder da. “Und falls es eng wird, bin ich zuversichtlich, dass Spenden nachfließen”, sagt Martina Schweinsburg. Das Nachhilfeprojekt für die ukrainischen Kinder kann im Herbst also weiterlaufen. Jetzt aber freuen die sich erstmal auf ihre langen Sommerferien.
Quelle: MDR