Wie Läuft Der Ausbau Erneuerbarer Energien in Deutschland?

Das Ausbauziel für Solarenergie ist dieses Jahr schon erreicht – bei der Windenergie hängt Deutschland seinen Zielen aber hinterher. Am Norden liegt es nicht: In Bundesländern wie Schleswig-Holstein und Niedersachsen stehen besonders viele Windkraftanlagen.

von Lalon Sander

Die Energiewende ist eins der wichtigsten Projekte beim Klimaschutz. Bis 2030 will die Bundesregierung erreichen, dass 80 Prozent des in Deutschland erzeugten Stromes aus erneuerbaren Quellen kommt. Dazu wurden konkrete Ziele gesetzt, doch der Erfolg ist durchwachsen.

Dieses Jahr sollten nach Plänen der Bundesregierung Windkraftanlagen mit einer Leistung von 4,8 Gigawatt gebaut werden. Die bisher errichteten Anlagen haben allerdings nur eine Leistung von 2,8 Gigawatt, also etwa 59 Prozent der Zielvorgabe. Bei der Solarenergie sollten 2023 Anlagen mit einer Gesamtleistung von neun Gigawatt dazugebaut werden. Mit 12,8 Gigawatt haben die bisher gebauten Anlagen schon mehr Leistung als geplant, nämlich etwa 142 Prozent der Zielvorgabe.

Die Bundesregierung hat im Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) und im Windenergie-auf-See-Gesetz für die kommenden Jahre feste Ausbauziele formuliert:

  • Bis 2030 soll sich die Leistung von Windkraftanlagen auf 145 Gigawatt mehr als verdoppeln.
  • Bis 2045 soll die Windkraft dann 230 Gigawatt erreichen.
  • Bei der Solarenergie sollen es 2030 sogar schon 215 Gigawatt sein.
  • Bis 2045 soll die Leistung der Solaranlagen insgesamt 400 Gigawatt betragen.

Um diese langfristigen Ziele zu erreichen, hat die Bundesregierung jährliche Ausbauziele formuliert, die im Falle der Windkraft aber schon in der Vergangenheit nicht eingehalten wurden.

Damit der Stand des Ausbaus deutlich wird, zeigt die Grafik die absoluten Ausbauziele mit den schwarz gestrichelten Linien. Wenn die eingefärbte Fläche über dieser Linie liegt, ist ein Ziel übertroffen. Wenn sie darunter liegt, wurde das Ziel nicht erreicht.

Niedersachsen und Schleswig-Holstein bei Windenergie Spitze

Dabei läuft die Energiewende deutschlandweit nicht gleichmäßig ab. Bei der Windkraft steht Niedersachsen an der Spitze, was die Gesamtleistung der Windräder angeht – aber das Bundesland ist auch vergleichsweise groß. Wenn man die Leistung pro Quadratkilometer betrachtet, ist dagegen Schleswig-Holstein deutschlandweit führend. Insgesamt finden sich fast 40 Prozent der Windkraft-Leistung Deutschlands in den norddeutschen Bundesländern – obwohl sie weniger als 20 Prozent der Fläche ausmachen.

Daher ist es nicht überraschend, dass eine norddeutsche Stadt und eine Region im Norden bei Windkraft führend sind: Emden in Niedersachsen und Nordfriesland in Schleswig Holstein. Nordfriesland ist der deutsche Kreis mit den meisten Megawatt Windrad-Leistung, aber Emden bringt es auf dem kleinen Stadtgebiet auf fast die zehnfache Leistung pro Quadratmeter bezogen auf den deutschen Durchschnitt.

Mecklenburg-Vorpommern liegt bei Windkraft im Mittelfeld

Mecklenburg-Vorpommern liegt nach beiden Zählweisen im Mittelfeld. Dort wurden 2022 nur wenige Windräder aufgestellt und auch 2023 wird es wohl bei einer zweistellige Zahl bleiben, denn die Genehmigungen für neue Anlagen dauern oft Jahre.

Die gute Position Norddeutschlands beim Windenergie-Ausbau, liegt unter anderem daran, dass im Norden mehr Wind weht. Aber auch die politischen Rahmenbedingungen sind wichtig. In Bayern müssen Windräder beispielsweise mit besonders viel Abstand von Siedlungen gebaut werden, so dass es dort weniger Flächen gibt, auf denen Windräder überhaupt errichtet werden könnten.

Wenige Solaranlagen im Norden – aber viele Balkonkraftwerke

Bei Solaranlagen ist die Situation dagegen umgekehrt: In Süddeutschland, wo mehr Sonne scheint, wird auch mehr Solarenergie produziert. Sowohl bei der Gesamtleistung als auch bei der Leistung pro Quadratkilometer dominieren hier Bayern und Baden-Württemberg. Niedersachsen ist zwar auf Platz vier, wenn man die installierte Gesamtleistung betrachtet. Doch setzt man die Zahl in Relation zur Größe des Bundeslandes, rutscht es auf den letzten Platz.

Die anderen norddeutschen Bundesländer finden sich in beiden Fällen in der unteren Hälfte der Liste. Schaut man auf die Landkreise, zeigt sich bei der Solarenergie aber ein ausgeglicheneres Bild. Während es deutschlandweit mehr als 50 Landkreise gibt, die kein einziges Windrad aufgestellt haben, verfügen alle deutschen Landkreise über größere Solaranlagen. Selbst Bremerhaven – auf dem vorletzten Platz – hat mehr als 1000 von ihnen.

In einer Unterkategorie des Solarenergie-Ausbaus ist Norddeutschland sogar Vorreiter: Hier stehen besonders viele Balkonkraftwerke – Mini-Solaranlagen, die beispielsweise auf Balkonen oder auf Hausdächern angebracht werden können.

Quelle : NDR

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