Müder Wahlkampf Hilft Ministerpräsident Rhein

Am 31. Mai des vergangenen Jahres ist Boris Rhein (CDU) am Ziel – der hessische Landtag wählt ihn zum neuen Ministerpräsidenten. Er beerbt damals Volker Bouffier. “Das Kalkül war: Sich als kümmernder Landesvater einen Namen machen und mit Amtsbonus in diesem Jahr auftrumpfen”, sagt Björn Egner, Politikwissenschaftler der TU Darmstadt.

Boris Rhein – Law-and-Order-Image abgelegt

Sein früheres Law-and-Order-Image habe Rhein inzwischen abgelegt, er bemühe sich um einen konsensstiftenden Eindruck, so Egner. Rhein will unter anderem mit den Themen Sicherheit, Bildung und Wirtschaft punkten.

Tarek Al-Wazir – gute Löhne und Wohnraum

Die Grünen sind bisher Koalitionspartner der CDU in Hessen. Tarek Al-Wazir, hessischer Wirtschaftsminister und Vize-Ministerpräsident, möchte seinen Chef Boris Rhein am liebsten ablösen. Mit den Worten “Entschieden für Hessen” wirbt Al-Wazir auf seinen Wahlplakaten. Wie die CDU stehen auch die Grünen vor der Herausforderung, einerseits ein loyaler Koalitionspartner zu sein und andererseits politischer Gegner im Wahlkampf.

Eine solche Konstellation führt meist dazu, dass es den Parteien schwerfällt, das eigene Profil herauszuarbeiten.

Prof. Björn Egner, Politikwissenschaftler der TU Darmstadt

Al-Wazir betont, wie wichtig für Hessen unter anderem Wettbewerbsfähigkeit, gute Löhne und Wohnraum seien – mit dem Ziel, bis 2045 klimaneutral zu werden.

Nancy Faeser – Spagat zwischen Berlin und Wiesbaden

SPD-Spitzenkandidatin Nancy Faeser will bei der Wahl in Hessen am 8. Oktober erste Ministerpräsidentin des Landes werden. Sie versucht einen Spagat – Bundesministerin und zugleich Spitzenkandidatin im Land zu sein. Die SPD hatte wohl gehofft, dass die bundesweite Präsenz Faesers auch im Wahlkampf hilft.

Doch derzeit macht sie andere Schlagzeilen. Die Affäre um den geschassten BSI-Chef Arne Schönbohm belastet ihren Wahlkampf. Nach eigener Aussage will sich Faeser vor allem um Arbeitsplätze und soziale Sicherheit kümmern – und die Bildungspolitik zur Chefsache machen.

Im Falle eines schlechten Abschneidens schieben Landespolitiker die Schuld gerne dem Bundestrend zu. Im Fall von Nancy Faeser wird das nicht funktionieren – sie ist ja Teil der Bundesregierung.

Prof. Björn Egner, Politikwissenschaftler der TU Darmstadt

Stefan Naas – Hoffen auf unentschlossene Wähler

Mit markigen Worten und Rockeroutfit tritt zuweilen FDP-Spitzenkandidat Stefan Naas auf. Sein Ziel: Schwarz-Grün ablösen und als Partei der Mitte Verantwortung übernehmen. Punkten will Nass mit klassischen liberalen Themen: Bürokratieabbau, individuelle Mobilität, Digitalisierung und die Einhaltung der Schuldenbremse. Umfragen wie das ZDF-Politbarometer Extra sehen die hessische FDP aktuell bei sechs Prozent, das sei allenfalls eine “solide Ausgangsbasis”, heißt es. Die FDP hofft auf viele bislang unentschlossene Wähler.

Robert Lambrou – gibt sich gemäßigt

Auf das bisher beste Ergebnis in einem westdeutschen Flächenland hofft die AfD. “So stark wie möglich” will Spitzenkandidat Robert Lambrou abschneiden. Der Sohn eines griechischen Vaters und einer deutschen Mutter ist bisher auch Fraktionsvorsitzender im hessischen Landtag – und gibt sich gemäßigt.

Die AfD sei im Gegensatz zu den anderen Parteien, so Lambrou, eine Stimme der Vernunft. Energie, Bildung, Migration und Inflation sind aus Sicht des Spitzenkandidaten zentrale Themen im Wahlkampf.

Linke – Einzug in den Landtag sichern

Als einzige Partei geht die Linke mit einem Spitzenduo in den Wahlkampf, mit den Fraktionsvorsitzenden Elisabeth Kula und Jan Schalauske. Ihr Job dürfte es vor allem sein, den Einzug in den Landtag zu sichern. Sie fordern nicht nur einen Politik-, sondern einen Systemwechsel ” für ein soziales, gerechtes, ökologisches, friedliches und vielfältiges Land”.

Zeitgleiche Wahl im Bayern dämpft Aufmerksamkeit

Insgesamt sieht Politikwissenschaftler Egner einen bislang eher schleppenden Wahlkampf:

Der Grad der Konfrontation ist kleiner geworden.

Prof. Björn Egner, Politikwissenschaftler der TU Darmstadt

Hinzu komme, dass Bayern ebenfalls am 8. Oktober einen neuen Landtag wählt und traditionell viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Die Flugblatt-Affäre um Hubert Aiwanger sei ein deutlicher Beleg dafür, dass Bayern die Schlagzeilen aktuell dominiert.

Quelle : zdf

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