Die Zulassung des hoch umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat könnte nach einem Vorschlag der EU-Kommission um weitere zehn Jahre verlängert werden. Nun sollen die Mitgliedstaaten entscheiden.
Die Europäische Kommission hat eine Verlängerung der Zulassung für Glyphosat um weitere zehn Jahre vorgeschlagen. Für den Einsatz sind aber bestimmte Bedingungen vorgesehen. Dazu zählen Maßnahmen zur Risikominderung, etwa um zu verhindern, dass der umstrittene Unkrautvernichter bei der Anwendung stark verweht wird.
EU-Behörde stuft Mittel als unkritisch ein
Die Zulassung von Glyphosat in der EU läuft noch bis zum 15. Dezember dieses Jahres. Im Juli hatte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) eine weitere Zulassung des Unkrautvernichtungsmittels in der EU als unkritisch bewertet.
Um den Einsatz des Unkrautvernichters wird in der EU seit Jahren gerungen. Das Mittel ist für die Landwirtschaft bedeutsam, kann jedoch die Umwelt beeinträchtigen und steht im Verdacht, krebserregend zu wirken.
Umweltschutzorganisationen sehen in Glyphosat Gefahren für Menschen und Umwelt. Der Hersteller Bayer weist das zurück. Der Konzern begrüßte den Entwurf der EU-Kommission. Dieser basiere auf den “überzeugenden wissenschaftlich fundierten Schlussfolgerungen” der EFSA.
EU-Mitgliedsstaaten sollen bis Oktober entscheiden
Der Kommissionsvorschlag wird nun den 27 EU-Mitgliedern zur Abstimmung vorgelegt. Dabei ist eine qualifizierte Mehrheit von mindestens 15 der 27 EU-Mitgliedern, die mindestens 65 Prozent der EU-Bevölkerung vertreten müssen, erforderlich, um den Vorschlag entweder zu unterstützen oder zu blockieren.
Bayer betonte, der Konzern sei “der Ansicht, dass die Entscheidung der Mitgliedstaaten auf den wissenschaftlichen Schlussfolgerungen der zuständigen Behörden beruhen und zu einem Votum für eine erneute Genehmigung des Wirkstoffs Glyphosat führen sollte”.
Eine Entscheidung über die Verlängerung wird frühestens Mitte Oktober erwartet. Gibt es keine Mehrheit für oder gegen den Vorschlag, entscheidet die Kommission. Deutschland will ab Anfang 2024 Glyphosat nicht mehr zulassen. Auch wenn eine Zulassung auf EU-Ebene verlängert wird, könnte das Mittel in der Bundesrepublik verboten werden.
Weltweit eingesetztes Herbizid
Glyphosat zählt zu den weltweit am meisten eingesetzten Herbiziden und wurde vom US-Konzern Monsanto entwickelt, den Bayer übernommen hat. Für den Leverkusener Pharma- und Agrarchemiekonzern sind seine glyphosathaltigen Roundup-Unkrautvernichter ein wichtiger Umsatzbringer.
Mit dem Monsanto-Zukauf holten sich die Leverkusener allerdings auch eine Klagewelle wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des Herbizids ins Haus, die den Konzern schwer belastet. Behörden weltweit, darunter die US-Umweltbehörde EPA und die Europäische Chemikalienagentur, haben Glyphosat als nicht krebserregend eingestuft.
Allein die Krebsforschungsagentur IARC bewertete den Wirkstoff 2015 als “wahrscheinlich krebserregend”. Auch andere Konzerne produzieren das Breitbandherbizid, das gegen jegliche Grünpflanzen wirkt.
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