Ärzte Wollten Baby Alex Schon Aufgeben

Leipzig – Acht kleine Zähne leuchten, wenn Alex sich über beide Bäckchen freut. Ist er schüchtern, schlingt er seine Babyarme um den Hals von Mama Tanja (35). Jeden Abend schlafen die Zwei nebeneinander ein – sicher, aber auch voller Hoffnung auf ein normales und fast gesundes Leben.

Wie verzweifelt und lebensgefährlich die Situation vor einem Jahr war, kann man sich bei diesen Bildern kaum vorstellen. Der Kleine kam mit einem seltenen, schweren und komplexen Herzfehler in der Ukraine zur Welt. Nicht in Kiew, wo es Experten gab.

Denn zwei Wochen vor dem Geburtstermin war der Krieg ausgebrochen. Tanja und ihr Mann waren geflohen. Alex wurde in einer Klinik geboren, wo die Ärzte mit dem todkranken Kind technisch überfordert waren. Nach einer Woche wurden sie einfach entlassen …

Unendliches Glück, Fügung, Zufall – wohl ein bisschen von allem sorgten dafür, dass die Familie eine Zusage aus dem Herzzentrum in Leipzig. Doch wie dort hin?

Und so funktionierte die Rettungskette: mit einem Krankenwagen, der das Baby über die Grenze nach Polen brachte, einem medizinisch voll ausgestatteten Privatflieger der Deutschen Flugambulanz, der mit einem Ärzteteam aus Leipzig den Transport begleitete. Dank der Initiative „Luftbrücke Ukraine“ möglich, die von der Deutschen Flugambulanz und Paramedics Brandenburg organisiert und von der BILD-Hilfsorganisation „Ein Herz für Kinder“ unterstützt wurde.

„Ein Jahr ist das zwar her, doch jeder Moment ist wie eingebrannt“, erzählt Tanja, „Mein Mann blieb, ich flog mit und in Erinnerung starrte ich förmlich auf das Gesicht des Arztes und versuchte daraus zu lesen, wie es meinem Baby geht. Er streichelte Alex bis er sogar einschlief.“

In Leipzig wurde das todkranke Baby dann stabilisiert und operiert. In zehn Monaten nun schon sechs Mal operiert. Mit Erfolg! Alex hat nicht nur überlebt, er entwickelt sich gut.

Mama und Baby wohnen in einer kleinen Wohnung in Chemnitz und Tanjas Mama kam nach, um im Alltag zu helfen. Physiotherapie, Logopädie und Medikamente gehören zum Alltag wie die Angst vor Infektionen und Rückschlägen.

„Ich erinnere mich, wie ich mir früher mein Leben vorgestellt habe, welche großen Dinge ich erreichen wollte“, sagt die Ukrainerin, „Doch nun leben wir dankbar jeden einzelnen Tag und freuen uns über jede noch so kleine Entwicklung.“

Die Eltern fuhren mit dem Baby sechs Stunden Richtung Grenze. Als sie ankamen, war ihr Neugeborenes schon blau, atmete kaum noch. Tanja: „In einer Klinik, immer noch in der Ukraine, sagte man uns, dass wir uns verabschieden müssen – oder selbst Hilfe im Ausland finden. Wir wichen nicht von seiner Seite. Als alle anderen Patienten nachts in die Schutzkeller gingen, blieben wir auf der Intensivstation und streichelten unseren Jungen.“

Quelle : bild

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