Ifo Institut prognostiziert starken Rückgang des Wohnungsbaus


Bis 2026 könnte die Zahl der neuen Wohnungen um fast die Hälfte einbrechen. Die Bundesregierung wird das selbst gesteckte Ziel von 400.000 Wohnungen pro Jahr verfehlen.

Das Münchner ifo Institut erwartet in den kommenden Jahren einen weiteren Rückgang des Wohnungsbaus in Deutschland. Die Zahl der neuen Wohnungen könnte demnach im Jahr 2026 auf 175.000 sinken. Das wären mehr als 40 Prozent weniger als die rund 300.000 Wohnungen, die 2022 gebaut wurden.

“Die Prognose ist mit Unsicherheiten behaftet, aber es ist ziemlich klar, dass wir spätestens 2026 unter die 200.000er-Marke rutschen werden”, sagte ifo-Baufachmann Ludwig Dorffmeister der Nachrichtenagentur dpa. “Insgesamt habe ich wenig Hoffnung auf die große Trendwende.” Die Bundesregierung hatte vor drei Jahren 400.000 neue Wohnungen pro Jahr als Ziel ausgegeben.

Das Bauvolumen sinkt nicht nur in Deutschland. Die Münchner Ökonomen kooperieren im Forschungsnetzwerk Euroconstruct mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus ganz Europa. Euroconstruct prognostiziert, dass die Zahl der Wohnungsneubauten in den 15 westeuropäischen Ländern von mehr als 1,5 Millionen im Jahr auf 1,2 Millionen zurückgehen wird.

Baukosten steigen weiter

“Wie in den anderen europäischen Ländern spürt der Wohnungsneubau gegenwärtig die negativen Folgen der hohen Inflation und des Zinssprungs”, sagte Dorffmeister. “Längerfristig dürfen die Zinsen eigentlich nicht als Ausrede für die schwache Bautätigkeit dienen, da sie sich jetzt wieder auf einem normalen Niveau befinden.”

In Deutschland verhinderten zudem die hohen Baukosten, dass sich der Markt erhole. Für die kommenden Jahre rechnet Dorffmeister mit einer weiteren Steigerung: “Der Baukostenindex des Statistischen Bundesamts zeigt, dass die vormals stark gestiegenen Materialkosten nicht sinken, sondern sich eher stabilisieren, während die Arbeitskosten in großen Schritten nachziehen.”

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Die Baukosten seien mittlerweile so hoch, dass viele Wohnungsgenossenschaften und kommunale Unternehmen neue Projekte gestoppt haben. Damit sich die Gebäude innerhalb der üblichen Zeitspanne von 25 bis 30 Jahren amortisieren, müssten die Unternehmen auch jenseits der Ballungsräume Mieten weit über dem ortsüblichen Niveau verlangen.

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Der Wohnungswirtschaftsverband GdW beklagte kürzlich ein “Trauerspiel ohne Ende” im Wohnungsbau. “Von politischer Seite passiert viel zu wenig, um dem entgegenzuwirken”, sagte GdW-Präsident Axel Gedaschko. Die fehlenden Baugenehmigungen von heute seien die “nicht stattfindenden Baufertigstellungen der Zukunft”. Der Verband vertritt im Wesentlichen die Interessen von Wohnungsgenossenschaften und städtischen Unternehmen, die ihre Wohnungen meist günstiger vermieten als private Gesellschaften.

Geywitz will Umzug aufs Land fördern

Am Wochenende hatte Bauministerin Klara Geywitz vorgeschlagen, Menschen aufgrund der Wohnungsnot in Städten vom Umzug ins Umland zu überzeugen. “Gerade in kleinen und mittelgroßen Städten ist das Potenzial groß, weil es dort auch Kitas, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten und Ärzte gibt”, sagte die SPD-Politikerin.

In Deutschland stünden knapp zwei Millionen Wohnungen leer. “Aber in unseren Großstädten oder Metropolregionen herrscht ein riesiger Bedarf”, sagte Geywitz. “Wir werden daher Ende des Jahres eine Strategie gegen den Leerstand vorlegen. Im November sollten wir so weit sein.”n. Im November sollten wir so weit sein.”

Source: Zeit

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